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Wenn man mich sieht, fallen als erstes meine Klamotten auf. Sie sitzen nicht nur gut, sondern stehen selbst an der Kunstakademie hervor. Es fallen experimentelle Muster auf hochwertigen Stoffen auf. Es fällt auf, wie zurechtgelegt meine Outfits aussehen.
Ich bin ein Mensch der strukturiert ist. Nicht nur meine Haare wirken trotz der Locken ordentlich, sondern auch mein ganzes Auftreten, meine Handlungen und Äußerungen sind davon geprägt.
Ich bin gut organisiert und scheine über das, was ich sagen möchte, vorher nachzudenken.
Ich kommuniziere gezielt. Es scheint, als wüsste ich, was ich mit den Worten ausdrücken möchte und wo sie treffen sollen. Deshalb treffen sie auch manchmal unbewusst stark, wenn es um Auseinandersetzungen geht.
Wo ich selbst organisiert bin, erwarte ich das auch von anderen organisiert zu sein. Manchmal wird es dann ungemütlich. Mir ist viel daran gelegen, solche Situationen aufzulösen. Ich berichte viel aus meiner Perspektive, um Menschen aufzuweisen, wie ich mich dabei fühle und Hinweise zu geben, wie ich mir einen besseren Ablauf vorstellen würde. Bei der Planung von Abläufen gebe ich klar an, wie ich mir die Zusammenarbeit vorstelle und was ich bereit bin zu übernehmen und was nicht. Auch hier bin ich selbstbestimmt und stringent.
Am Ende von Orgatreffen erzähle ich seit meiner Verlobung oft sehr deutlich von meinem Verlobten, und was wir am Abend noch geplant hatten. Ich scheine glücklich darüber. Wenn ich von Privatem erzähle, wenn es persönlich und weniger strukturiert wird, verändert sich meine Stimmlage. Meine Stimme wird weicher und ich lache mehr – und anders. Ich wirke dann nahbarer und verletzlicher.
Beim Pen und Paper spielen wirke ich dann wieder durchorganisierter. Ich habe mir alles vorher bereit gelegt und ausgedacht. Es fällt auf, wie gut ich mich in die Rollen einfülen kann und wie stark ich in diesen auch bleiben und agieren kann.
Wenn man sich ein Zimmer durch die Zoommeetings genauer anschaut, fällt als erstes auf, wie viele Dinge dort zu sehen sind. Man sieht viele Bücher und Nähsachen. Ob ich Fantasybücher lese? Ob ich neben meiner Kunst auch sonst meine Klamotten selbst nähe oder zumindest anpasse? Vielleicht passen sie deshalb so gut.
Ich bin ein organisierter, zuverlässiger Mensch, der sich manchmal in der Verständigung mit anderen defensiv zu verhalten scheint, vielleicht um mich selbst zu schützen, gleichzeitig es aber auch den anderen recht machen möchte und mich bemühe für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen.