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Ich bin direkt. Ich spreche schneller aus was ich denke, als sich viele Leute das trauen würden. Das macht mich beeindruckend und mitunter etwas furchteinflößend.
Ich vermittle mitunter eine Effizienz, die beunruhigt. Ich mache den Eindruck eines Organisationsgenies. Mir ist es wichtig, Sachen schnell und gut voran zu bringen und nicht ewig irgendwie ziellos rum zu dümpeln. Ich bin ehrgeizig, oder?
Meine Ästhetik ist opulent, ohne im eigentlichen Sinne überladen zu sein. Barocke Muster, Blazer aus dicken Stoffen, diese krassen Schuhe. Aber gleichzeitig bleibt dabei so ein bisschen eine Piefzigkeit, etwas Biederes, das sich nicht richtig verorten lässt. Wie meine vollgestopfte ehemalige Wohnung in der Innenstadt, jede Wand von Schätzen verdeckt. Enge, das Bett hat eine eigene Ecke und darüber noch mehr Bücherregale. In der Wohnung konnte man Souvenirs aus anderen Lebensphasen entdecken, die für mich aber immer noch Teil meines damaligen Selbst waren. So viele unterschiedliche Dinge. Wie passt das alles in eine Person, ein Leben? Ich muss richtig drauf los leben, intensiv erfahren, viel erleben. So viel Energie. Und diese Fülle ist auch wichtig für meine Selbstdefinition.
Ich bin eine konstante Persönlichkeit. Mit Facetten und Brüchen aber irgendwie scheint alles zusammenzugehören. Was gab es für Einflüsse, für Phasen, für Rückstände, für Facetten? Eine Goth und Metalphase, aus der viele ästhetische Einflüsse zu kommen scheinen. Gold, rot, Spitze. Eine naturwissenschaftliche Kerstin, die ein Physikpartnerwesen wählt, die Mathe studiert hat. Eine Kerstin, die Feminismus für nicht so wichtig hielt. Das bin ich definitiv nicht mehr. Reverse sexistische Männerhalbnacktkalender in der Toilette. Ich, die ich mich nicht als queer verstehe, aber eine Frau ins Bett bekommen habe.
Ich werde neben meinem Job auch weiterhin Kunst machen.