4/15
Man hat vielleicht das Gefühl, dass man mir gern gefallen würde. Warum genau? Vielleicht ist es meine über-organisierte Ausstrahlung, vielleicht sind es meine Klamotten. Vielleicht einfach beides?
Meine Meinung ist anderen wichtig. Man hat das Gefühl, dass ich etwas zu sagen habe. Oder etwas sagen will. Im Gegensatz zu vielen anderen. Denn nicht jeder will etwas sagen. Das zeugt von Bemühung. Bemühung für andere, Bemühung für sich selbst.
Eigentlich bin ich aber ein Chaot, zumindest auf einer Ebene, die irgendwie häuslich ist. Und das ist doch irgendwie paradox oder irgend etwas. Ich bin nach außen hin so organisiert, so straff getaktet und geplant, man würde im Traum nicht auf die Idee kommen, dass ich vielleicht eher ein bisschen unordentlich und chaotisch bin und gar nicht so gern Staub wische. Aber vielleicht ist das genau der Punkt, an dem eine Mehrdimensionalität zutage tritt, die nicht immer logisch sein muss.
Diese Mehrdimensionalität kann man schätzen, aber auch fürchten, denn sie macht mich undurchsichtig. Manchmal kann man mich wirklich nicht durchschauen. Das betrifft im Grund meine ganze Person, mit meinem Humor angefangen. Manchmal meine ich etwas witzig, was andere gar nicht verstehen können. SO wird aus Witz schnell ernst. Auch habe ich manchmal eine derbe Art, in der genau dieser Witz einfließt. Dann erschreckt man sich, weil ich dies oder jedes sage, obwohl ich es vielleicht nicht so meine. Manchmal sage ich auch etwas, was sehr hart klingt. Dann muss man sich ins Gedächtnis rufen, dass ich auch das gar nicht so meine. Oder anders meinen könnte. Kommunikation. Ein gutes Stichwort, denn man ist doch häufig überrascht, dass man mit mir so gut über alles reden kann und sich Dinge dann schnell klären. Wahrscheinlich sollte man davon nicht überrascht sein, aber ich strahle so eine harte Entschlossenheit aus, dass ich anderen vorkomme wie ein Fels, an dem man einfach zerschellen könnte.
Dass ich auch weiche Seiten habe, das verrate ich erst, wenn man sich Mühe gibt und sich nicht von der ersten Steinschicht aufhalten lässt. Und das ist das Beste – ich habe einen so weichen, einen so guten Kern. Ich bin wie ein Stein, wie ein Fels. Aber es nicht nur so, dass dieser Fels für andere gefährlich werden kann, nein, dieser Fels ist Sicherheit. Man kann sich auf mich verlassen. Und das ist Gold wert. Mehr als Gold vielleicht.
Manchmal fragt man sich, ob ich etwas bestimmtes darstellen möchte. Oder möchte, dass man etwas bestimmtes von mir denkt. Das hängt vielleicht mit der Idee vom Felsen zusammen. Ich strahle manchmal diese Härte aus, diese Entschlossenheit. Dann fragt man sich natürlich – warum? Tatsächlich ist das manchmal sogar ein bisschen nervig, vielleicht auch anstrengend. Vielleicht habe ich das Gefühl, dass Anforderungen von außen das so vorgeben. Denn es gab Menschen, die Anforderungen hatten, denen ich gerecht werden musste oder wollte. Auch hier ist ein bisschen Chaos.
Man denkt immer, weil ich das so transportiere, dass mir alles in den Schoß gefallen ist. Alles ist halt wie es ist. Aber das stimmt nicht so ganz. Und da ist auch wieder diese verletzliche Seite, die es einem erlaubt, manche Sachen viel besser zu verstehen.
Man kann vielleicht denken, dass mir die Meinung von anderen relativ egal ist. Interessant zu sehen, dass sich viele meiner Arbeiten und Projekte genau damit beschäftigen. Aber insgeheim ist das wohl niemandem egal.
Ich bin nicht nachtragend. Das ist eine lebenserleichternde Eigenschaft. Wenn man das weiß, dann sind manche Äußerungen auch gar nicht mehr so spitz und rau wie man vielleicht zuerst denken könnte.
Ich stecke voller Überraschungen..